Die "Täterhatz mit der WAZ"

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Kommissarin Claudia Kant von der SoKo Ruhrgebiet war stets im Sommer unterwegs - als Ferienaktion in der WAZ. Wer mit ihr gemeinsam ihre Fälle löst, kann dicke Buchpakete gewinnen - natürlich alles Krimis.




WAZ-Ferienkrimi zum Mitraten (6)
20.08.2005 / Szene, Wochenendbeilage

H. P. Karr:
Eine Klasse für sich

Kommissarin Claudia Kant betritt den Festsaal mit gemischten Gefühlen. Die Einladung zum "Ehemaligentreffen des Alfred-Krupp-Gymnasiums" ist vor zwei Monaten in ihrem E-mail-Postfach gelandet.

An den Wänden stehen Tafeln mit alten Klassenbildern und am Rednerpult hält gerade ein großer, hagerer Mann eine Rede. Es ist Roger Moeller, der Hochsprungmeister des Schulteams - an ihn kann Claudia sich noch erinnern. Bei den meisten der anderen Gästen streikt ihr Gedächtnis. Immerhin liegt ihre Schulzeit schon mehr als zehn Jahre zurück.

Dünner Applaus belohnt Roger Moeller. "Ein Foto!", ruft ein Zeitungsfotograf. "Bitte, meine Damen und Herren, einmal aufstellen."
Es dauerte eine Weile, bis sich alle 50 ehemaligen Schüler zusammengestellt haben. "Der Herr mit der roten Jacke bitte mal neben den Redner!", arrangiert der Fotograf. Ein Glatzkopf, der mehr als einen Kopf kleiner ist als Roger Moeller, stellt sich neben den ehemaligen Hochsprungmeister.
"Wunderbar!" Der Fotograf schießt sein Bild. Roger Moeller kommt zu Claudia, während der Glatzkopf in dem roten Jackett sich schon einen Platz am Büfett sichert.

"Hallo Claudia!" Roger lächelte sie mit diesem Lächeln an, das sie schon damals hat schwach werden lassen. "Außer dir erkenne ich kaum einen wieder!", sagte er. "Der Glatzkopf in der roten Jacke zum Beispiel . . ."

"Das ist Fred Witzigmann!", mischte sich ein früh ergrauter Westenträger mit Brille ein. Er ist ebenso groß wie Roger Moeller, aber bei weitem nicht so schlank wie dieser. Die Narbe am Kinn des Westenträgers weckt eine Erinnerung bei Claudia. "Max Schneider?"
"Richtig!", lacht Schneider. "Und ihr seid das Traumpaar des Jahrgangs 1996! Claudia und Roger."
"Ich frage mich, wer dieser Glatzkopf ist", weicht Roger dem Thema elegant aus.
"Das ist Fred Witzigmann", erklärt Schneider. "Ich habe ihn auch nicht gleich erkannt, aber er hat sich mir vorgestellt. Wir waren mal zusammen in der Theatergruppe." Schneider steuert eine der Bildertafeln an. "Wir haben 'Warten auf Godot' aufgeführt."

Er deutet auf ein Bild der Theateraufführung. "Hier, das bin ich - ich habe den Estragon gespielt. Und hier, das ist Fred Witzigmann. Er hat den Lucky gespielt."
Auf dem alten Foto der Theateraufführung steht neben dem sehr jugendlichen Max Schneider ein kräftiger Bursche mit dichten blonden Locken. Er ist genauso groß wie Schneider und hat kumpelhaft seinen Arm um ihn gelegt.
Claudia runzelt die Stirn.
"Es wird Zeit, dass das Büffett eröffnet wird!", meint Moeller. "Aber vorher", sagt Claudia, "sollten wir den Kerl, der sich als Fred Witzigmann ausgibt, freundlich hinausbitten. Denn es ist ganz klar, dass er nicht unser ehemaliger Mitschüler ist. Wahrscheinlich hat er sich eingeschlichen, um sich am Büfett durchzuschnorren."

Was war Claudia aufgefallen?



Lösung: Der angebliche Fred Witzigmann war mehr als einen Kopf kleiner als Roger Moeller (siehe Hinweis), Max Schneider war ebenso groß wie Moeller, und auf dem alten Bild der Theateraufführung war Fred Witzigmann ebenfalls genauso groß wie Schneider. Also hätte der echte Fred Witzigmann auch so groß wie Moeller sein müssen. Das war er aber nicht, wie sich zeigte, als der Zeitungsfotograf ihn neben Moeller stellte. Niemand wird im Lauf von 10 Jahren mehr als anderthalb Köpfe kleiner.


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Die Täterhatz 2005

Fall 01: Schade um den schönen Schmuck
Fall 02: Mief am Musenhof
Fall 03: Königlicher Irtum
Fall 04: Muskulös gelogen
Fall 05: Rote Lichter und fiese Ferkeleien
Fall 06: Ein letzter Schluck
Fall 07: Eine Klasse für sich



H.P. Karr:
Täterhatz mit der WAZ
Krimi-Serie für Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Sommer  2005 und 2006, je 7 Teile
Rechte beim Autor



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