DEUTSCHER KRIMI PREIS
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Preisträger 2015 - 2019
Die besten Krimis des Jahres

31. Deutscher Krimi Preis 2015


National


deutscher Krimi Ptreis
Deutscher Krimi Preis
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1. Platz: Franz Dobler: Ein Bulle im Zug (Tropen)

Kriminalhauptkommissar Fallner hat bei einem Einsatz einen jungen Kriminellen erschossen. Jetzt ist er dienstunfähig. Fallner nimmt den Rat seiner Therapeutin an und verwirklicht seinen Jugendtraum: Mit einer Bahncard100 so lange Zug fahren, wie er Lust hat. Auf die Tour will er auch endlich den toten Jungen aus dem Kopf kriegen.

Dobler hat unfassbare gute Augen und Ohren für den Irrwitz, die furchtbare Komik und den Wahnsinn nicht nur des gesellschaftlichen Pandämoniums, das in Zügen unterwegs ist - deswegen gehört »Ein Bulle im Zug« zu den Klassikern der Zugreiseliteratur von Patricia Highsmith bis H.R.F. Keating. Dobler erlauscht, kommentiert, parodiert, persifliert den ideologischen Müll, die gesundbetenden Phrasen und Einstellungen, die unseren Alltag so unerquicklich machen. (..) Ach, das Wichtigste wollen wir nicht vergessen: »Ein Bulle im Zug« ist ein kompletter, richtig guter Kriminalroman.
(Thomas Wörtche)


2. Platz: Oliver Bottini: Ein paar Tage Licht (Dumont)

In Algerien wird ein deutscher Rüstungsmanager entführt, angeblich von islamistischen Terroristen. Doch für BKA-Mann Ralf Eley passen zu viele Puzzlestücke nicht zusammen. Also ermittelt er diskret, mithilfe der algerischen Untersuchungsrichterin Amel, seiner heimlichen Geliebten. Bald wird klar, dass es um viel mehr geht als um das Leben eines Entführten. Denn zahlreiche Spuren führen nach Deutschland, zu einem schwäbischen Waffenhersteller.

Oliver Bottini ist nicht nur ein gewiefter Krimischreiber, er ist vor allem auch ein hochpolitischer Autor (…). Dabei zeichnet er stets in vielen Schattierungen, wirken auch seine Schurken nicht wie bloße Abziehfiguren. Hier ist es vor allem der Vertreter des Waffenhandels, der doch auch Familie hat, der doch auch irgendwie versucht, seine Arbeit zu tun. Er blutet, wenn man ihn sticht, genau wie die, die durch seine Waffen getötet werden.  
(Sylvia Staude, Frankfurter Rundschau)


3. Platz: Max Annas: Die Farm (Diaphanes)

Irgendwo in Südafrika. Eine Farm wird belagert und beschossen. Schützen sind keine zu sehen. Sicher ist nur: Die Angreifer sind zum Äußersten entschlossen. In der Farm verbarrikadieren sich ganz unterschiedliche Menschen: Frauen, Männer und Kinder, Chefs und Angestellte, Schwarze und Weiße, ein Polizist, zufällig Anwesende. Wem gilt der Anschlag? Worum geht es? Politik? Rache? Gier? Drogen? Waffen? Wer zieht die Strippen, wer an den Drähten? Wer wird gewinnen, wer wird verlieren? Und wie lange können acht Stunden sein?

»Die Farm« ist  (...) ein schneller, dichter, konzentrierter Genreroman, der aus einem einzigen Showdown besteht. Ein Portrait der zerrissenen Gesellschaft Südafrikas im Extremzustand. Und eine kongeniale Hommage an John Carpenters Filmklassiker »Assault - Anschlag bei Nacht« aus dem Jahr 1976, in dem ein Polizeirevier unter Beschuss gerät.
(Ulrich Noller, WDR)



International


Deutscher Krimi Preis
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1. Platz: James Lee Burke: Regengötter
(Rain Gods)
Deutsch von Daniel Müller
(Heyne Hardcore)

Texas, irgendwo im Nirgendwo. Ein Anrufer hat nächtliche Schüsse gemeldet, hinter einer verfallenen Kirche findet Sheriff Hackberry Holland neun Leichen. Junge Asiatinnen, zum Teil minderjährig; sie hatten als Prostituierte oder Tänzerinnen gearbeitet, wurden entführt, schließlich mit einem Maschinengewehr aus dem Zweiten Weltkrieg niedergemäht und mit einem Bulldozer notdürftig verscharrt. Ein Massaker, hinter dem keine Einzelperson stecken kann ...

Burkes Stärke ist die pure erzählerische Wucht. Schon die Schilderung einer schlichten Autokreuzung kann ihm zum kleinen düsteren Meisterwerk geraten. Ein Telefonanruf wird zum Epos. Jeder Satz ist ein Bild aus einem alten Cinemascope-Western (...) und überhaupt wirkt manche Szene so wie die überlebensgroß berühmte Eingangssequenz aus »Spiel mir das Lied vom Tod«. Wären da nicht Handys und würden da nicht Lieder der amerikanischen Band »Bloodhound Gang« gesummt, könnte man meinen, es handle sich bei »Regengötter« um einen historischen Roman. Er spielt hingegen im Hier und Jetzt in einer abgelegenen, brutalen Welt, in der man nicht wirklich leben möchte, die man aber in Büchern allzu gern durchschreitet. Ein großes Buch, ein wahres Buch, ein gutes Buch!
(Andreas Ammer, ARD)


2. Platz: Liza Cody: Lady Bag
(Lady Bag)
Deutsch von Laudan & Szelinski
(Argument)
Angela lebt auf der Straße. Sie ist die "Lady Bag", die Frau mit den Plastiktüten, die sich mit ihrer Hündin Elektra eher schlecht als recht durchs Obdachlosenleben schlägt und dabei mit ihrem Schicksal hadert. Denn früher hatte sie mal ein Haus, einen Job und einen Mann – ehe der sie erst in die Krise und dann in den Abgrund stürzte.
Als die Tüten-Lady durch eine Verkettung von Zufällen plötzlich schwer mitgenommen im Krankenhaus erwacht, wird ihr klar, dass man sie für eine gewisse Natalie Munrow hält. Eine Frau, die ein Haus und ein ordentliches Leben hat. Dass sie damit auch mitten hinein in einen Mordfall stolpert, konnte sie ja nicht ahnen.

Die Britin Liza Cody ist Expertin für schräge, mitreißende, kantige Frauenfiguren. Ihre "Lady Bag" ist packend, wach, kritisch und komisch zugleich – sie ist einfach gnadenlos gut.  
(Reinhard Jahn, Bochumer Krimi Archiv)

3. Platz: Oliver Harris: London Underground
(Deep Shelter)
Deutsch von Gunnar Kwisinski
(Blessing)
Bei einer Verfolgungsjagd durch die Londoner City entdeckt Detective Nick Belsey einen Bunker und ein mysteriöses Tunnellabyrinth unter den Straßen der Stadt. Der Verdächtige verschwindet darin spurlos, aber der ungewöhnliche Ort bringt Belsey auf eine Idee: Am Abend verabredet er sich dort mit einer jungen Frau zu einem ganz besonderen Rendezvous. Als er die junge Frau in der Dunkelheit des Tunnelsystems verliert, ist ihm bald klar, dass sie entführt worden ist.

Von dem Untergrund Londons, so wie Harris schreibt, wissen wohl selbst die Hauptstädter nichts, das Tunnelsystem scheint eines der bestgehüteten Geheimnisse zu sein. Mind the Gap? Mind the Tunnels! Nach Harris gibt es geheime Bahnhöfe, verschwiegene, unterirdische Wege, Korridore und vergitterte Abzweigungen. Sehr beklemmend, für Klaustrophobiker mit Sicherheit ein Alptraum.
Mit einer überraschenden Routine schreibt Oliver Harris einen nachdrücklich beeindruckenden Thriller, bei dessen Lektüre es einem Angst und Bange werden kann. Kein Wort zu viel, aber auch kein Nervenkitzel zu wenig.
(Lars Schafft, krimi-couch.de)



Die Jury:
Kritiker: Volker Albers (Hamburger Abendblatt) / Andreas Ammer (ARD) / Jens Dirksen (Funke-Mediengruppe) / Joachim Feldmann (Am Erker) / Tobias Gohlis (DIE ZEIT) / Günther Grosser (Berliner Zeitung) / Reinhard Jahn (Bochumer Krimi Archiv) / Hermann Kling / Alf Mayer / Peter Münder (SWR) / Wolfgang Niess (SWR) / Ulrich Noller (WDR) / Michaela Pelz (krimi-forum.de) /  Kirsten Reimers / Lars Schafft (krimi-couch.de) / Robert Schekulin (Berlin) / Jan Christian Schmidt (kaliber38.de) / Sylvia Staude (Frankfurter Rundschau) / Bettina Thienhaus / Thomas Wörtche (Kritiker)
Die Kritiker der Jury stimmen nicht für Titel, an deren Veröffentlichung sie aktiv beteiligt sind.

Krimi-Buchhandlungen: Jutta Wilkesmann (Die Wendeltreppe, Frankfurt Main) / Monika Dobler (glatteis, München) / Christian Koch (Hammett, Berlin) / Thomas Przybilka (Missing Link) /  Cornelia Hüppe-Binder (Miss Marple, Berlin) / Hans W. Kohlmann (Whodunnit, Leipzig)


Der Deutsche Krimi Preis...

...ist der älteste deutsche Krimipreis. Seit 1985 zeichnet eine Jury aus Krimi-Kritikern, Literaturwissenschaftlern und Krimi-Buchhändlern die besten Kriminalromane des Jahres aus.

Mit dem Deutschen Krimi Preis - vergeben in den Kategorien National und International - werden jeweils drei Romane gewürdigt, die "inhaltlich originell und literarisch gekonnt dem Genre neue Impulse verleihen."

Der Deutsche Krimi Preis ist undotiert und wird - ungewöhnlich in der Szene der Literaturpreise - in der Regel nicht öffentlich verliehen, sondern lediglich der Öffentlichkeit bekannt gegeben.

Auf dieser Seite finden Sie neben einem Verzeichnis aller ausgezeichneten Romane Informationen darüber, wer zur Jury gehört und wie die Teilnahmebedingungen sind.

Außerdem können Sie sich über die Entstehung und Geschichte des Preises informieren und etwas über die 119 besten Krimis aller Zeiten erfahren, die von einer Jury ermittelt wurden.

Für alle Fragen, die nicht in der FAQ zum Deutschen Krimi Preis beantwortet werden, gibt es die Möglichkeit, diskret Kontakt mit dem Organisator aufzunehmen.

 www.deutscher-krimipreis.de