DEUTSCHER KRIMI PREIS
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Preisträger 2010 - 2014
Die besten Krimis des Jahres

29. Deutscher Krimi Preis 2013

National

deutscher Krimi Preis 2013
Deutscher Krimi Preis 2013
Deutscher Krimipreis 2013

1. Platz: Merle Kröger: Grenzfall (Argument)

Was geschah 1992 im deutsch-polnischen Grenzgebiet? Sicher ist: Es gab zwei Tote. Und es hat gebrannt. Der Rest ist gnädig überdeckt von zwanzig Jahren Alltag im wachsenden Europa – Demokratie und Wohlstand für alle. Für alle?
Wir schreiben das Jahr 2012. Europaweit verdingen sich Migranten zur Erntearbeit, doch es gibt immer weniger zu tun. Die rumänische Wanderarbeiterin Adriana kämpft ums Überleben ihrer Familie und fasst einen verzweifelten Entschluss: Sie reist nach Deutschland und sucht den Mörder ihres Vaters.

»Grenzfall« ist einer der unkonventionellsten Krimis der vergangenen Jahre: Geboren aus der Recherche zu einem Dokumentarfilm, realistisch und authentisch, zugleich doch hochfiktional; formal experimentierfreudig, multipolar und vielperspektivisch; lebendig und voller Leben – am Ende möglicherweise sogar mit utopischem Potential. Ein Politkrimi? Gesellschaftsportrait? Abenteuerroman? In jedem Fall: Ein Wurf, das Buch einer wagemutigen Autorin.
(Ulrich Noller, WDR)


2. Platz: Friedrich Ani: Süden und das heimliche Leben  (Knaur)

Als die fleißige, zuverlässige Kellnerin Ilka Senner verschwindet, glaubt jeder an ein Gewaltverbrechen. Bei seinen Ermittlungen stellt Tabor Süden fest, dass keiner wirklich etwas über sie weiß. Auch ihre Familie nicht, die auf das Verschwinden mit Desinteresse und Herzlosigkeit reagiert. Erst ein Gespräch mit der Schwester lässt Süden erahnen, was Ilka aus Scham vor aller Welt verbirgt …

Langsam und tastend kommt Tabor Süden hinter das Geheimnis, das die verschwundene Kellnerin umgibt, die in naher Zukunft eigentlich das Gasthaus leiten sollte, da die Wirtsleute sich aufs Altenteil zurückziehen wollten. Es ist die Geschichte einer großen Scham, die sich Süden offenbart. Eine Geschichte, die Friedrich Ani auf sensibel einfühlende Weise erzählt, sorgsam die Charaktere zeichnend und die Spannung dramaturgisch geschickt schürend. ... Es sind diese intimen Beobachtungen, jene tiefschürfenden, beiläufig gesetzten Beschreibungen von Seelenzuständen und ein Humor, der manchmal den Schrecken ummantelt und ihn fast versöhnlich macht, weshalb Friedrich Ani ein großer Kriminalschriftsteller ist.
(Volker Albers, Hamburger Abendblatt)



3. Platz: Oliver Bottini: Der kalte Traum (dumont)

Thomas Cavar war Deutscher. Gerade hatte er sein Abitur bestanden, die Zukunft wirkte vielversprechend. Doch dann kam der Krieg, der alles änderte: War nicht Kroatien seine richtige Heimat? Musste er nicht kämpfen für die Unabhängigkeit? Thomas Cavar kämpfte und fiel. Jetzt, fünfzehn Jahre später, tauchen plötzlich Fragen zu seinem Tod auf: Yvonne Ahrens, Journalistin in Zagreb, stößt auf Hinweise zu kroatischen Kriegsverbrechen und auf einen Soldaten, der daran beteiligt gewesen sein soll. Eine kaltblütige Hetzjagd beginnt.

»Der kalte Traum« erzählt von falschem Idealismus, von Liebe und Verrat. Und er erinnert an ein Kapitel europäischer und eben auch deutscher Geschichte, das man, mehr als zwei Jahrzehnte nach Ausbruch der Balkankriege, gerne verdrängen würde. Denn das gerade wiedervereinigte Deutschland war nicht unbeteiligt an dem Konflikt zwischen den ehemaligen Teilstaaten Jugoslawiens, der solch schreckliche Folgen haben sollte. ... Nach Ulrich Ritzels großartigem »Schlangenkopf« ist »Der kalte Traum« der zweite politische Kriminalroman in kurzer Zeit, der sich auf ästhetisch überzeugende Weise der Geschichte des Balkankriegs und der unrühmlichen Beteiligung unseres Landes daran widmet.
(Joachim Feldmann, CrimeMag)



International


Deutscher Krimipreis 2013
Deutscher Krimipreis
Deutscher Krimi Preis


1. Platz: Sara Gran: Die Stadt der Toten
(Claire deWitt and The City of the Dead)
Deutsch von Eva Bonné
(Droemer)

Hurrikan Katrina hat New Orleans verwüstet. Claire DeWitt soll in diesem Chaos den verschollenen Bezirksanwalt Vic Willing finden. Ist der Anwalt in der Naturkatastrophe umgekommen oder hat er sich einfach davongestohlen? Ein Fall für die beste Ermittlerin der Welt! Ihr Beruf ist ihre Berufung und ihre Ermittlungsmethoden sind so einzigartig wie genial.

»Es geht nur um die Fakten und darum, was sie uns sagen.« Das ist das Konzept von Sara Grans Detektion. Alles und alles neu zu erzählen, das Faktische und das Unfaktische. Kühn stellt sie Realitäts- und Erfahrungsebenen gegeneinander: Traum und philosophische Reflexion, Wachheit und Abschlaffung, Heute und Gestern. Ein grüner Papagei und ein obdachloser Ex-Detektiv – die Wahrheit ist überall und bei jedem zu finden und entzieht sich doch ständig. Berauscht und fasziniert von den Zen-Rätseln, die Gran aufgibt, vergisst man leicht ihre andere Seite: die genauen, unsentimentalen Schilderungen vom Widerstand der vom Sturm ramponierten und der Administration ruinierten Stadt. In der es – woher auch sollte es kommen? – kein Happy End gibt. Sondern bestenfalls eine neue Erzählung.
(Tobias Gohlis, Die ZEIT)

2. Platz: Helon Habila: Öl auf Wasser (Oil on Water)
Deutsch von Thomas Brückner
(Verlag Das Wunderhorn)

Port Harcourt, Nigeria, im Delta des Niger. Eine Frau verschwindet. Dies wäre keine Nachricht in den Medien wert, wu?rde es sich nicht um eine Britin, die Ehefrau eines hochrangigen Mitarbeiters einer ausländischen Ölgesellschaft, handeln. Als eine Lösegeldforderung eingeht, wittert der junge Journalist Rufus die Chance zu einer großen Story und macht sich mit dem gealterten Starreporter Zaq auf die Suche nach der Entführten, eine Reise ins Delta des Nigers hinein.

Man hat den Roman bereits mit Conrads »Herz der Finsternis« verglichen, aber hier geht es um mehr: Joseph Conrads Welt ist versunken, aber die apokalyptische Welt von »Öl auf Wasser« existiert wirklich, wird alltäglich auch heute geschaffen von Mineralölkonzernen und Geschäftemachern, und jetzt auch erstmals beschrieben in einem Buch, das gleichzeitig erschütternder Reisebericht, grandioser Abenteuerroman, Aufklärungsbuch und Krimi ist. Großartig. Lange nichts so erschütterndes gelesen.
(Andreas Ammer, Deutschlandfunk/BR)


3. Platz: Donald Ray Pollock: Das Handwerk des Teufels
(The Devil all the Time)
Deutsch von Peter Torberg
(Liebeskind)


Der junge Arvin wächst in den fünfziger Jahren im heruntergekommenen Niemandsland des Mittleren Westens auf. Hier hat sich der amerikanische Traum in einen fiebrigen Albtraum verwandelt, der bevölkert wird von psychopathischen Verbrechern, korrupten Sheriffs und religiösen Fanatikern. Arvin ringt um einen Ausweg aus dieser Welt. Doch als seine Freundin vom Ortsprediger missbraucht wird und sich daraufhin erhängt, nimmt auch er das Gesetz in die eigene Hand. Zur gleichen Zeit, nur wenige Meilen entfernt, brechen die beiden Serienkiller Carl und Sandy zur Jagd auf.

Nur sekundenlang blitzt so etwas wie Hoffnung auf. Zwei Jungen auf Fahrrädern biegen um die Ecke, und als er ihr sorgenfreies Lachen hört, wünscht sich der Serienmörder, jemand anderes zu sein. Doch dafür ist es längst zu spät. Der finsteren Welt des amerikanischen Autors Donald Ray Pollock entkommt man nicht. Hier tummeln sich religiöse Fanatiker, korrupte Polizisten und lüsterne Geistliche. Bei schwarzgebranntem Schnaps und gegrilltem Eichhörnchen zeigt sich das Elend der menschlichen Existenz in deprimierender Größe.
(Joachim Feldmann, WELT online)


Die Jury:
Kritiker: Volker Albers (Hamburger Abendblatt) / Andreas Ammer (ARD) /  Joachim Feldmann (Am Erker) / Tobias Gohlis (DIE ZEIT) / Günther Grosser (Berliner Zeitung) / Nele Hoffmann / Reinhard Jahn (Bochumer Krimi Archiv) / Hermann Kling / Alf Mayer / Peter Münder / Wolfgang Niess (SWR) / Ulrich Noller (WDR) / Michaela Pelz (krimi-forum.de) / Kirsten Reimers (alligatorpapiere.de) / Lars Schafft (krimi-couch.de) / Jan Christian Schmidt (kaliber38.de) /  Sylvia Staude (Frankfurter Rundschau) / Willy Theobald (Gruner & Jahr) / Bettina Thienhaus / Thomas Wörtche (CULTurMAG)
Die Kritiker der Jury stimmen nicht für Titel, an deren Veröffentlichung sie aktiv beteiligt sind.

Krimi-Buchhandlungen: Jutta Wilkesmann (Die Wendeltreppe, Frankfurt Main) / Manfred Sarrazin (Köln) /  Monika Dobler (glatteis, München) / Christian Koch (Hammett, Berlin) / Thomas Przybilka (Missing Link) / Robert Schekulin (Berlin) / Juliane Hansen (Under-Cover, Stuttgart) / Cornelia Hüppe-Binder (Miss Marple, Berlin) / Hans W. Kohlmann (Whodunnit, Leipzig)

Der Deutsche Krimi Preis
...ist der älteste deutsche Krimipreis. Seit 1985 zeichnet eine Jury aus Krimi-Kritikern, Literaturwissenschaftlern und Krimi-Buchhändlern die besten Kriminalromane des Jahres aus.

Mit dem Deutschen Krimi Preis - vergeben in den Kategorien National und International - werden jeweils drei Romane gewürdigt, die "inhaltlich originell und literarisch gekonnt dem Genre neue Impulse verleihen."

Der Deutsche Krimi Preis ist undotiert und wird - ungewöhnlich in der Szene der Literaturpreise - in der Regel nicht öffentlich verliehen, sondern lediglich der Öffentlichkeit bekannt gegeben.

Auf dieser Seite finden Sie neben einem Verzeichnis aller ausgezeichneten Romane Informationen darüber, wer zur Jury gehört und wie die Teilnahmebedingungen sind.

Außerdem können Sie sich über die Entstehung und Geschichte des Preises informieren und etwas über die 119 besten Krimis aller Zeiten erfahren, die von einer Jury ermittelt wurden.

Für alle Fragen, die nicht in der FAQ zum Deutschen Krimi Preis beantwortet werden, gibt es die Möglichkeit, diskret Kontakt mit dem Organisator aufzunehmen.

 www.deutscher-krimipreis.de