DEUTSCHER KRIMI PREIS
Die Fakten
Die Preise
Preisträger 1985 - 1989
Die besten Krimis des Jahres
4. Deutscher Krimi Preis 1988

National


zeindler
kett
mike

1. Platz: Peter Zeindler: Widerspiel
(Zsolnay)

Konrad Sembritzki führt in Bern das zurückgezogene Leben eines Antiquars, doch hinter der unauffällig-biederen Fassade verbirgt sich ein Agent des BND. Als er aus privaten Gründen eine Reise nach Polen wagt, verlangt sich Sembritzki alsbald in einem Netz undurchsichtiger Affären. Die Begegnung mit einer geheimnisvollen Polin konfrontiert ihn brutal mit der Erkenntnis, dass sein Leben keinen Pfifferling mehr wert ist...

Auf den ersten Blick leben Zeindlers Spionageromane der achtziger Jahre von der Storyerfindung und der politischen Haltung, einem überaus kritischen Blick nicht nur auf die östlichen, sondern auch auf die westlichen Geheimdienste. Unverwechselbar aber macht seine Roman eine Vorliebe für literarische Anspielungen, sonderbare Codes und Rituale, die über die relativ einfache Handlung eine zweite Bedeutungsebene legen. In Widerspiel ist das ein mittelalterliches Flugblatt, das "Monster von Krakau" darstellend. Solche Zeichen machen die Geschichten absurder als sie ohnehin schon sind, sie sind ein genauer Ausdruck der Welt der Geheimdienste, in der ja nicht mehr wirkliche Probleme gelöst werden (obwohl die Ermordeten sehr wirklich sind), sondern Fiktionen geschaffen oder ihnen nachgejagt wird.
(Wilhelm Roth)



2. Platz: Hans-Werner Kettenbach: Schmatz oder Die Sackgasse
(Diogenes)


Uli Wehmeiers ganzes Leben ist in Frage gestellt. Seine Frau erträgt die Besessenheit, mit der er sich in seine Arbeit als Werbetexter kniet, nicht mehr. In der Agentur fühlt er sich durch die Schikanen des neuen Creative Director immer stärker eingeengt und abgewürgt. Wehmeier reagiert auf seine Art, er spielt mit dem Gedanken an einen Mord, als könne er so die Bedrohung seiner Existenz abwehren.

Hans Werner Kettenbachs Schmatz verengt die Welt auf den Mikrokosmos des Büroalltages einer Werbeagentur. Das freilich ist paradigmatisch gemeint und beschreibt, mit süffisantem Witz, die verzweifelten Versuche der West-Menschen, in ihrer Leistungsgesellschaft zurecht zu kommen und die Verluste an Idealen zu ertragen - oder auch nicht.
(Rudi Kost)

3. Platz: Michael Molsner: Euro-Ermittler - Unternehmen Counter Force
(Piper)

Zwei ehemalige Studienfreunde und sogenannte 68er geraten in eine tödliche Auseinandersetzung. Achim von Olmütz, im Lauf der Jahre etablierter Spitzenmanager eines Elektronikkonzerns, und Ricki, der geniale Informatiker und Software-Spezialist, dem ein höchst zweischneidiger Erfolg gelang: die Entwicklung eines Computerprogramms für Psychotherapie - COPSY genannt. Als der Psycho-Computer in Produktion gehen soll, sieht Ricki in der Vermarktung nur mehr einen Verrat seiner Ideale. Ein Fall für die Euro-Ermittler Markuss Stauder und Corinna Castrup.

Mit diesen Euro-Ermittlern hat der gebürtige Stuttgarter Michael Molsner die Wirtschaftskriminalität spannungsfähig gemacht.
Er, der in seiner Frühzeit die gewiss literarisch anspruchsvollsten Krimis geschrieben hatte, lockt nun mit äußerlich gefälliger, auch stark aktionsbetonter Form. Das ist aber gleichsam eine Mogelpackung. Hinter Unternehmen Counter Force verbirgt sich ein Computerprogramm für psychotherapeutische Zwecke (das es dann tatsächlich gab, kaum dass der Autor seine Phantasie hat spielen lassen) und eine Geschichte, die in den Dunstkreis des bundesdeutschen linken wie des Südtiroler rechten Terrorismus führt, mithin in äußerst sensible, von Vorurteilen belastete Bereiche.
(Rudi Kost)






International


joe
ruth
dunn

1. Platz: Joseph Wambaugh: Der Rolls-Roye-Tote
(The secrets of Harry Bright)
Deutsch von Nikolaus Stingl
(Hestia)


Ein Millionärssohn wird tot in der Wüste gefunden. War es Unfall oder Mord?

Joseph Wambaughs Romane aus dem Polizeialltag des Molochs Los Angeles haben die Genrekonventionen der Cop-Novel, bzw. des Police Procedurals gesprengt und weit in die Bereiche des Grotesken und der Satire geführt.
Der Einfluß Wambaughs auf die zeitgenössische Genre- und genreungebundene Literatur läßt sich mit dem von Chandler, Hammett und Ross Thomas vergleichen.
(Thomas Wörtche)

2. Platz: Ruth Rendell: Herzsplitter
(Heartstones)
Deutsch von Ursula Bischoff
(Ullstein)

Die Tagebuchaufzeichnungen einer 16jährigen - eine spannende und beklemmende Geschichte. Die Schwestern Elvira und Despina leben mit ihrem verwitweten Vater, einem pedantischen Gelehrten, in einer beschaulichen englischen Universitätsstadt. Als der geliebte und verehrte Vater den Töchtern von seiner geplanten Heirat mit der jungen Mary berichtet, beschließt Elvira, dass diese Hochzeit auf keinen Fall stattfinden darf.


2. Platz: Ruth Rendell: In blinder Panik
(Live Flesh)
Deutsch von Ilse Bezzenberger
(Rowohlt)

Seit Jahren ist David Fleetwood an den Rollstuhl gefesselt. Als Sergeant hatte er eine Frau aus den Händen eines Verwaltigers befreien wollen und wurde dabei zum Invaliden geschossen. Nun schreibt Fleetwood ein Buch. Ein Buch über sich und über den Täter. Doch der Verbrecher ist gerade aus dem Gefängnis entlassen worden. Und es paßt ihm nicht, als Psychopath hingestellt zu werden. Also beschließt er, Fleetwood einen Besuch abzustatten …



3. Platz: Stan Lee: Dunn's Dilemma
(Dunn's Conundrum) 
Deutsch von Manfred Papst und Beat Reck
(Benziger)


Die BIBLIOTHEK, eine Schöpfung des brillanten Analytikers Harry Dunn, ist ein amerikanischer Geheimdienst - so geheim, daß nicht einmal der CIA genau weiß, was dort vor sich geht. Dunns Nachrichtenmaschine weiß alles. Denn sie ruft nicht nur per Computer die geheimsten Sitzungen und Truppenbewegungen im Ostblock ab, "Microcam"-Wanzen überwachen selbst das, was in den Schlafzimmern der eigenen Leute passiert, und ein Spezialist untersucht ihre Mülleimer. Doch einer von Dunns Leuten macht nicht mehr mit. Der sowjetische Geheimdienst erhält Informationen aus der BIBLIOTHEK. Wer ist der Maulwurf, den sie den "Doktor" nennen? Dunn muß sich sogar selber verdächtigen - "der moderne Mensch, der sich auf der Suche nach sich selbst durch Daten wühlt".



Die Jury:
Klaus Kamberger / Martina I. Kischke (Frankfurter Rundschau) / Rudi Kost / Frieder Middelhauve / Alf Mayer (epd) / Werner Mathes (stern) / Rainer K.G. Ott ("Pulp" / SFB) / Wolfgang Platzeck (WAZ) / Cornelia Prüfer-Storcks (Ruhr-Nachrichten) / Wilhelm Roth /  Erhard Schütz / Rainer Stiller (Playboy) / Reinhard Jahn und Werner Puchalla (Bochumer Krimi Archiv)



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